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Posts Tagged ‘Goldener Felsen’

Die Geschichte vom Mönch

30/01/2010 1 Kommentar

Es war einmal ein Moench. Der war zum Goldenen Felsen gepilgert und hatte dort allerlei Medizin – Puelverchen, Tinkuren, Gebetsketten etc. – fuer seine 67jaehrige Mutter gekauft. Auf der LKW-Station traf er drei Touristen, zwei Maenner aus Germany und eine Frau aus Belgium, welche die Abfahrt des letzten LKW ins Tal verpasst hatten. Die Touristen hatten bereits alles versucht, um motorisiert ins Tal zu gelangen, aber die Vorschriften oben auf dem Berg waren so streng, dass den Fremden nur der Abstieg zu Fuss uebrig blieb. Also bot er seine Hilfe an und begleitete die Drei bergab. Nach einiger Zeit schlossen sich ein Polizist, der es fuer seine Pflicht hielt, gut auf die Gaeste des Landes aufzupassen, und ein weiterer Mann der kleinen Gruppe an.
Es war ein netter Abstieg auf der breiten, aber teilweise auch recht steilen LKW-Trasse, wobei der Fast-Vollmond mit seinem milden Licht ein angenehmer Begleiter war. Da die Strasse ja gesperrt war, stoerte keine motorisierte Begegnung den meditativen, gleichwohl aber zuegigen Abstieg. Nachdem das Sextett sich nach 1,5 Stunden nach etwas Trinkbarem gesehnt hatte, tauchte ploetzlich – welch Wunder – am Strassenrand eine einsame Huette auf, in dem ein armer Mann lebte. Dieser verfuegte ueber ausreichend Getraenke und auch einige Knabbereien, die er der Gruppe anbot. Nachdem sich die Reisenden gestaerkt hatten und den armen Mann fuer seine Labungen entlohnen wollte, war – ein weiteres Wunder – schon alles abgegolten, der Moench hatte schon dafuer gesorgt und sich dafuer sicher weitere Verdienste fuer spaeter erworben.
Die Gruppe zog weiter, und ploetzlich bat der Moench seine Begleiter, sich im Kreis mitten auf die Strasse zu setzen. Er packte seine Plastiktuete aus und stellte nach und nach saemtliche Spezereien vor, die er mit sich fuehrte. Und jeder musste alles probieren – ein Puelverchen, aufgeloest in ein wenig Wasser, das muede Touristen innerhalb von 10 Minuten wieder munter macht, eine Tinktur, die jeder in seine schmerzenden Gelenke und Muskeln einreiben musste. Er erklaert in gutem Englisch – er war schliesslich ein gebildeter Moench – genau, wie die Mittelchen wirkten und dass diese nur auf diesem heiligen Berg gut und guenstig zu erwerben seien. Zum Abschluss schenkte er jedem auslaendischen Gast ein Flaeschchen der Wundertinktur und eine Gebetskette, bevor sie sich erhoben und den Abstieg fortsetzten.
Nach einer weiteren Stunde erreichte die Gruppe den Zielort, und der Moench war so ueberraschend schnell verschwunden, wie er oben auf dem Berg erschienen war, ohne die Chance, den Dank der auslaendischen Gaeste entgegenzunehmen.
Diese Geschichte mag daher die guten Taten des frommem Mannes fuer die Ewigkeit dokumentieren.
CU

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Goldener Felsen von Kyaikhtiyo


Von Bago ging es gestern in rund 2 Stunden mit dem Bus nach Kinpun Camp, dem Basislager fuer den Aufstieg zum Goldenen Felsen. Dieser stellt eines der drei grossen buddhistischen Heiligtuemer Myanmars dar, entsprechend gross sind die Pilgerscharen (durchschnittlich 10.000 – 15.000 pro Tag, in der Hochsaison bis zu 40.000). Der normale, schweisstreibende Aufstieg per Pedes – fuer Pilger, die sich besondere Verdienste erwerben wollen – dauert je nach Kondition bis zu 8 Stunden, ueblicherweise bedient man sich jedoch mittlerweile der Technik in Form von etwa 150 leistungsstarken Kleinlastern mit schmalen Holzbaenken auf der Ladeflaeche, auf der sich 45 Personen zusammendraengen muessen. Der Einstieg erfolgt ueber eine Holzrampe.
Danach geht es wirklich sehr steil hoch, wobei den Motoren der Laster das Ausserste abverlangt wird. Die letzten Hoehenmeter muss man dann zu Fuss weitergehen, immer noch steil bergan, wobei man sich aber auch auf einer Saenfte tragen lassen kann. Und da in meinem Reisefuehrer steht: Auch die Traeger muessen sich ihr taegliches Schuesselchen Reis verdienen, dachte ich: Probier’s doch mal. Preisverhandlungen waren also angesagt. Viele Angebote hatte ich ausgeschlagen, bevor ich mit der Crew einer Saenfte handelseinig wurde. Aber offenbar hatte diese sich auf einen zu niedrigen Preis eingelassen, denn als andere Saenftentraeger von der Sache Wind bekamen, entstand ploetzlich eine wilde Schlaegerei unter den so friedliebenden Burmesen, wobei es mit Stoecken richtig zur Sache ging. Ich verzichtete in dieser Situation natuerlich auf den angenehmen Transport, bis mir dann etliche Hoehenmeter weiter mit einer anderen Mannschaft doch das erwuenschte Erlebnis zuteil kam. Natuerlich wurde noch zweimal versucht, mir Geld abzupressen, etwa 6 Dollar fuer Erfrischungsgetraenke (da ich so schwer sei …) Aber sie waren wirklich fit, die kleinen drahtigen Jungs und nahmen laengere Treppenpassagen im Laufschritt.
Oben angekommen musste ich dann erst einmal 6 USD Eintritt und 2 USD Fotogebuehr zahlen, bevor ich barfuss weiter gehen durfte. Der goldene Felsen selbst ragt zur Haelfte ueber den Abgrund, er wird den Erzaehlungen lediglich von einem Haar Buddhas im Gleichgewicht gehalten. Und permanent tragen fromme Pilger (Pilgerinnen ist dies verwehrt!) weiteres Gold auf den Felsen auf. Rund um diesen Felsen ist alles hervorragend hergerichtet, mit einer grossen Plattform, diversen Gebauden, Verkaufsstaenden, halt so alles, was man fuer einen solchen Rummel braucht.
Urspruenglich stand der Goldene Felsen ja nicht auf meinem Reiseplan, aber da im Norden so einige Plaene nicht realisiert werden konnten, hatte ich ja beschlossen, noch ein wenig im Sueden herum zu reisen. Und der Goldene Felsen hat sich wirklich gelohnt. Ich war zum Sonnenuntergang dort, und da bot sich ein farbenpraechtiges Schauspiel dar, ein absoluter Event fuer jeden Fotografen.
In Dunkelheit mit Taschenlampen – wir waren zu dritt, ein weiterer Deutscher und eine Belgierin – erfolgte dann der Abstieg.
Aber auf der oberen LKW-Station fuhr kein LKW mehr ins Tal, der letzte hatte um 18.00 Uhr die Station verlassen, und es war jetzt schon nach 19 Uhr. Normalerweise laesst sich in Asien fuer jedes Problem irgendeine Loesung finden. Aber hier half alles Verhandel und Bitten nichts: Die Strasse war gesperrt (stattlich verordnet), und wir mussten den langen Abstieg in unser Dorf Kinpun zu Fuss erledigen. Eigentlich wollten wir uns vorher noch staerken, aber mittlerweile war die Polizei erschienenen und machte Anstalten, uns den Abstieg in der Dunkelheit zu verwehren. Als ein ebenfalls anwesender Moench erklaerte, er muesse auch ins Dorf und wolle mit uns gehen, nutzten wir die Gelegenheit und machten uns unverzueglich aus dem Staub.
Der Fussmarsch sollte etwa 4 Stunden dauern lt. Reisefuehrer. Aber diese 4 Stunden entwickelten sich zu dem absoluten Hoehepunkt meiner Burma-Reise, ein Erlebnis, das ich so nicht fuer moeglich gehalten haette. (Die anderen empfanden uebigens ebenso.) Aber das muss ich in einem separatem Text beschreiben.
Ich bin jetzt in Hpa-an und werde morgen mit dem letzten Boot dieses Jahre nach Mawlamyang reisen.
CU

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